Dill gab’s schon in der Bibel –
Wiedereröffnung des Bibellehrpfads im Botanischen Garten


Was haben Dill und Datteln mit der Bibel zu tun? Und warum wird ein Gottesdienst im Botanischen Garten mit Picknickdecken gefeiert? Weil viele Pflanzen nicht nur eine Geschichte in Kultur oder Medizin haben, sondern auch einen theologischen Bezug: Sie werden bereits in der Bibel erwähnt. Darüber kann man ganz viel auf dem Bibellehrpfad im Botanischen Garten der Philipps-Universität auf den Lahnbergen lernen. Mit neu gestalteten Tafeln wird der jetzt am Sonntag, den 12. Mai mit einem Open-Air-Gottesdienst wiedereröffnet.


Von den Gewächshäusern über die Baumsammlung bis ins Alpinum: Viele der Pflanzen, die der Botanische Garten beherbergt, fanden schon in der Bibel Erwähnung. Sie sind gewissermaßen Zeitzeugen, die sich in mehr als zweitausend Jahren kaum verändert haben. Und für Andreas Schoenwandt, den Initiator des Pfades, sind sie ein wunderbares Lockmittel: „Ich wollte, dass wieder ein paar Menschen ihre Nase in die Bibel stecken“, sagt er schmunzelnd.


Die Idee zum Bibellehrpfad kam ihm vor über zwölf Jahren nach einem Besuch des Bibelhauses in Frankfurt – wo das Thema nur buchstäblich am Rande, auf einem kleinen Balkon ein Plätzchen hatte. Eher „mickrig“, wie Schoenwandt befand. Das wollte er in Marburg eine Nummer größer und schöner aufziehen. Der damalige Dekan Burkhard zur Nieden unterstützte sein Vorhaben und im Neuen Botanischen Garten auf den Lahnbergen entstand der Bibellehrpfad. Von seiner „Long List“ mit etwa 50 möglichen Pflanzen blieben am Ende 40 übrig: von A wie Apfelbaum bis Z wieder Zeder.


Zwei der Hinweistafeln verschwanden und mussten nachproduziert werden und nach fast zwölf Jahren waren sie alle ordentlich ramponiert. „Auf einigen saß fingerdick das Moos“, erklärt Schoenwandt. Deshalb hat der Pfad eine optische Verjüngungskur erhalten, es wurden neue Deckel für die Hinweistafeln angefertigt und nach dem Motto „alles neu macht der Mai“ wird nun die Wiedereröffnung gefeiert. Die beiden Pfarrerinnen Alwine Schulze und Aline Seidel haben gemeinsam mit Studierenden und Dekan Dr. Burkhard von Dörnberg einen Gottesdienst erarbeitet und der wird passend zum Ambiente open air und als Picknick gefeiert.


„Ob im Schatten des symbolträchtigen Apfelbaums oder vor den heilenden Kräutern, die schon in biblischen Zeiten geschätzt wurden – die Besucherinnen und Besucher erwartet ein vielfältiger und unterhaltsamer Gottesdienst“, verspricht der Dekan. Der Posaunenchor Cappel sorgt für den musikalischen Rahmen. Für Burkhard von Dörnberg spielt neben den vielen Bildworten, in denen Pflanzen vorkommen, auch noch eine andere Ebene eine wesentliche Rolle: „In der Bibel begegnet uns die Natur immer wieder als Zeichen dafür, dass Gott es gut mit den Menschen meint. Als ein Hoffnungszeichnen für Krisenzeiten, das Menschen nicht nur vor zwei- bis dreitausend Jahren, sondern auch in unserer Zeit guttut.“


Auf jeder Tafel befindet sich der botanische Name der Pflanze, ihre griechische und hebräische Bezeichnung sowie die Bibelstelle, in der sie eine Rolle spielt. Dill kennt so ziemlich jeder als handelsübliches Küchenkraut. Beim Propheten Jesaja findet er schon als Saatpflanze Erwähnung: „Wenn er ihn geebnet hat, dann wirft er Dill und streut Kümmel und sät Weizen und Gerste, ein jedes wohin er’s haben will und Spelt an den Rand“, heißt es dort über den Ackermann.


Der Schwerpunkt des Pfades liegt im Botanischen Garten auf dem Bereich der Heil- und Nutzpflanzen. „Für ein Volk, das viel unterwegs gewesen ist, war es wichtig, genug Vorrat dabei zu haben“, erläutert Andreas Schoenwandt den biblischen Hintergrund. Aber auch „exotischere“ Gewächse wie der Tamariskenbaum, wie Abraham einen in Beerscheba pflanzte, oder die Libanonzeder, die Baumaterial für König Salomon lieferte, sind im Botanischen Garten zu finden. Eine Entdeckungsreise der besonderen Art – für bibelfeste Menschen ebenso wie für solche, die sich einfach nur für die Natur interessieren.


Um 15 Uhr finden am Sonntag zur Wiedereröffnung ein Gottesdienst entlang verschiedener Stationen und ein Picknick statt. Treffpunkt ist zehn Minuten vor Beginn am Eingang – die Besucherinnen und Besucher können dann auf das Gelände, ohne Eintritt bezahlen zu müssen. Alle sind eingeladen, Picknickdecken und gern auch Verpflegung mitzubringen. Regulär ist der Pfad dann zu den Öffnungszeiten des Botanischen Gartens begehbar: von April bis Oktober täglich von 9 bis 18 Uhr, in den Wintermonaten von 9 bis 16 Uhr. Alle Informationen zum Pfad und zum restlichen Angebot des Botanischen Gartens gibt es auf der Homepage

unter www.uni-marburg.de/botgart/

Text: Nadja Schwarzwäller

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